Punkte gehen in die Hauptstadt
Nach dem 26:29 (11:12) im Topspiel gegen Berlin können die FRISCH
AUF Frauen Platz eins nicht mehr aus eigener Kraft erreichen
Es war die schwierigste noch zu bewältigende Aufgabe, die für die
personell dezimierten Göppinger FRISCH AUF Frauen im Topspiel der
Zweiten Handball-Bundesliga am vergangenen Samstag nicht zu lösen
war: Nach der vierten Heimniederlage der Saison, dem 26:29 (11:12)
gegen die Füchse Berlin, ist das Team von Trainer Nico Kiener im
Kampf um den Direktaufstieg in die Erste Handball-Bundesliga in den
restlichen Partien auf fremde Hilfe angewiesen. „Kämpferisch kann
ich der Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat gemacht und getan,
aber in den Basics sind uns heute zu viele Fehler unterlaufen.
Berlin war in der Passqualität stärker, wir haben in der ersten
Hälfte noch einigermaßen gut verteidigt, dann aber fehlte es an den
Dingen, die uns ausmachen wie Zweikampfstärke und erfolgreiche
Gegenstöße durch eine starke Abwehr. Jetzt müssen wir wieder
aufstehen, das ist uns im bisherigen Saisonverlauf nach den drei
verlorenen Partien gelungen.“
Dass es in dem Krimi gegen die Handballerinnen aus der Hauptstadt
nicht zu zwei Zählern oder zumindest zu einer Punkteteilung reichte,
hatte mehrere Gründe. Zum einen fehlten den FRISCH AUF Frauen
wichtige Akteurinnen. Zuletzt erwischte es auch noch Spielmacherin
Pascale Wyder, die im Training umknickte. Man hatte bis zuletzt
gehofft, dass sie auflaufen kann, doch droht die Schweizerin wie
ihre Nationalmannschaftskollegin Lisa Frey länger auszufallen.
Ein weiterer Grund war der Gegner, der Tabellenvierte aus Berlin,
der mit einer starken Vorstellung die Punkte mit in die Hauptstadt
nahm und seine allerletzte Chance im Kampf um einen der ersten
beiden Ränge wahrte. Die von Susann Müller bestens eingestellten
„Spreefüxxe“ setzten den FRISCH AUF Frauen mit ihrer 5:1-Abwehr zu
und schafften es immer wieder, gut zu verschieben. Trotz der hohen
Intensität gab es erst in der 27. Minute die erste Zwei-Minuten-
Strafe. Die Gastgeberinnen leisteten sich dagegen trotz ihres großen
Kampfgeistes und Einsatzwillens zu viele leichte Ballverluste und
technische Fehler und konnten nicht wie gewohnt im Angriff glänzen.
Nach 23 Minuten hatten sie erst sieben Tore geworfen. Das zeigte, wo
der Schuh besonders drückte.
Kiener nahm diverse Umstellungen vor auf der Suche nach der besten
Formation. Mit Beginn der letzten zehn Minuten schien es so, als ob
die ständig zum Nachziehen gezwungenen und in den ersten 30 Minuten
zwischenzeitlich mit vier Treffen hinten liegenden Göppingerinnen
doch noch die Kurve kriegen und das Duell für sich entscheiden
sollten. Nach einem gehaltenen Siebenmeter von Oliwia Kaminska
egalisierte Lotta Woch zum umjubelten 23:23 (52.), dem ersten
Ausgleich seit dem 15:15 (37.). Ein direkt verwandelter Freiwurf von
Molenaar zerstörte die Hoffnungen auf eine mögliche Führung
zunächst. Nach dem 25:25 (55.) durch Louisa Wolf und einer erneuten
Parade von Kaminska bot sich den Einheimischen die Möglichkeit zum
Führungstreffer, die mit einem missglückten Zuspiel vergeben wurde.
Berlin nutzte den Ballgewinn zum 26:25 und nach einer fragwürdigen
Hinausstellung gegen Lina Krhlikar lief den Gastgebern in Unterzahl
die Zeit davon. „Es kam in Summe einfach zu viel zusammen. Berlin
hat es sehr gut gemacht und war mit schnellem Spiel erfolgreich, das
uns normalerweise auszeichnet, aber wir sind überhaupt nicht ins
Tempospiel gekommen“, resümiert Kiener.
Michaela Hrbkova konnte zwar noch einmal auf 26:27 verkürzen, doch
die Gäste ließen sich die Butter gegen die nun „Alles-oder-nichts“-
spielenden Gastgeberinnen nicht mehr vom Brot nehmen und lauern nun
auf Patzer der Konkurrenz. Eben solch einen will und muss Frisch Auf
im Nachholspiel beim TuS Lintfort an diesem Mittwoch vermeiden.
So spielten sie:
FRISCH AUF Frauen: Kaminska, Lengyel; Brugger (1), Borutta (7), Wolf
(2), Frey (1), Woch (6/2), Watzl, Hrbkova (2), Tinti, De Bellis (2),
Ehmann (5), N. Merz, Scherer, Krhlikar (1)
Füchse Berlin: Gladun, Pagel; Kolosove (5), Tolic (2), Molenaar (7),
Höbbel (2/1), Gouveia (3), Trabelsi (1/1), Wagenlader (2), Aula, Van
der Linden, Vlug (6), Dekker (1)
Schiedsrichter: Daniela Kuschel/Sandra Senk (Ludwigshafen)
Zeitstrafen: 4:6-Minuten
Zuschauer: 474.