Der Aufstieg in die 1. Bundesliga macht den Abschied für die ihre Handball-Laufbahn beendenden Göppinger Spielerinnen etwas leichter

Der letzte Spieltag ist traditionell auch ein Tag der Verabschiedungen. Bei den Göppinger Zweitliga-Handballerinnen gab es deren sechs. Denn in Torhüterin und Spielführerin Anne Bocka, der stellvertretenden Kapitänin Pascale Wyder, der Spielmacherin Louisa Wolf und dem Trio Selina Kalmbach (TuS Metzingen), der Rückraumspielerin und österreichischen Nationalspielerin Klara Schlegel und der polnischen Kreisläuferin und WM-Teilnehmerin Marlena Urbanska (beide Ziel unbekannt) wird den Erstliga-Aufsteiger ein Sextett verlassen.Zumindest mit der erfolgreichsten Werferin der Runde, Außenspielerin Kalmbach (147/48-Treffer), gibt es in der neuen Runde ein Wiedersehen. „Dann ruht die Freundschaft aber für 60 Minuten.“

Geschäftsführer Claus Mai bedankte sich bei den Spielerinnen für ihren Einsatz in den vergangenen Jahren und überraschte das am längsten für die FRISCH AUF Frauen tätige Trio Anne Bocka und Pascale Wyder (seit 2020) und Louisa Wolf (seit Januar 2021) mit einem Zusammenschnitt ihrer schönsten Momente auf der Videowand.

Als Neuzugänge stehen bislang das große Talent Lara Däuble (17) von der SG Schozach-Bottwartal, Rückraumspielerin Ann Kynast (HSG Blomberg-Lippe), U20-Außenspielerin Gianina Bianco (Kurpfalz Bären) und Torhüterin Celina Meißner (VfL Waiblingen) fest. Mit einem weiteren potenziellen Neuzugang sind die Gespräche weit gediehen, eventuell folgt noch eine weitere neue Spielerin.

„Schöner könnte es gar nicht sein, es waren sportlich nicht die einfachsten Jahre nach meinem Wechsel hierher mit dem Abstieg und den beiden knapp verlorenen Relegationsspielen gegen Zwickau, aber ich bin so dankbar, dass mir „Aco“ Knezevic die Möglichkeit gegeben hat, hier in Deutschland spielen zu können“, sagt die ehemalige Schweizer Nationalspielerin Pascale Wyder zu ihrer Zeit in der Hohenstaufenstadt. „Ich habe zudem so viele tolle Menschen rund um den Handball kennengelernt und werde ja auch in der Region bleiben und das zeigt ja, dass ich mich hier sehr wohl fühle. Am Abend vor dem Spiel war es schon schwer, aber ich habe die Partie einfach genossen und es war richtig toll. Zu meiner Familie und meinen Freunden konnte ich in den letzten Minuten aber nicht hochschauen“, so Pascale Wyder, deren Anhang mit eigens gedruckten „Auf Wydersehen“-Shirts aufgewartet hatte.

Auch Anne Bocka hatte ihren eigenen Fanclub dabei mit T-Shirts und der Aufschrift „Eine Ära geht zu Ende“. „Mit dem Aufstieg konnten wir uns, die aufhören werden, den allerschönsten Abschied bereiten. Ich habe schon in vielen Hallen gespielt, aber nirgendwo sind die Fans so toll wie hier. Ich sauge das alles nochmals richtig auf und genieße das total“, sagte die scheidende Göppinger Keeperin, die die Ehre hatte, die Meisterschale aus den Händen des Vorstandsvorsitzenden der Handball Bundesliga Frauen (HBF), Andreas Thiel, als Erste entgegenzunehmen. „Diese Halle tut der 1. Liga gut“, sagte Thiel und gratulierte den Göppingerinnen im Beisein von Hans Artschwager, Präsident des Handballverbandes Württemberg, zu ihrer starken Saison und der Rückkehr in das Oberhaus.

Louisa Wolf wollte die Meisterschale später dann kaum mehr hergeben, lieferte sich einen Wettstreit mit Louisa De Bellis. Für Wolf ging mit dem Aufstieg ein großer Wunsch in Erfüllung. „Es fühlt sich nun alles rund an in meiner Karriere, da ich ja auch in Göppingen bleiben und weiter am Gymnasium arbeiten werde. Ein besseres Ende gibt es nicht. Jetzt kann ich guten Gewissens aufhören, denn die Enttäuschungen nach den beiden Relegationsspielen mussten wir erst einmal verarbeiten. Das Team ist wirklich toll, es war unbeschreiblich schön. Dazu noch der Empfang im Rathaus und der Eintrag ins Goldene Buch der Stadt. Da haben mir die Hände gezittert.“

Zur Spielerin der Saison wurde von den Fans per Onlinevoting Sina Ehmann auserkoren. „Sie ist eine unserer wichtigsten Spielerinnen und Aushängeschilder und hat sich nach ihrer Rückkehr aus Solingen prächtig entwickelt“, so die Sportliche Leiterin Birute Schaich. Fast wäre dem Göppinger Eigengewächs noch eine weitere Ehrung zuteil geworden. Bei der von den Trainern und Spielführerinnen vorgenommenen Wahl zur besten Zweitligaspielerin der Saison kam die 23-Jährige auf Rang zwei und musste nur Levke Kretschmann von den Handball-Luchsen Buchholz 08-Rosengarten den Vortritt lassen.

Bereits in der Halbzeitpause wurden zwei Personen gegehrt, die sich sehr für den (Frauen-) Handball in der Hohenstaufenstadt eingebracht und diesen maßgeblich unterstützt und gefördert haben: das langjährige Beiratsmitglied Uli Weiß und der ehemalige Frisch-Auf-Präsident Rolf Daferner. Daferner feierte vor Kurzem seinen 90. Geburtstag und durfte sich ein Trikot mit der Nummer 90 überstreifen.