Der Reiz des nahezu Unmöglichen
Der Abschluss vor heimischer Kulisse ist mit dem 28:21-Derbysieg gegen Neckarsulm geglückt. Am Samstag um 18 Uhr wartet auf die Frisch-Auf-Frauen nun das Saisonfinale. Und das hat es in sich: Die Göppinger Bundesliga-Handballerinnen müssen bei Tabellenführer SG BBM Bietigheim ran, der im Fernduell mit dem Tabellenzweiten Thüringer HC mit einem Heimsieg die Meisterschaft unter Dach und Fach bringen will. Gespielt wird in der Ludwigsburger MHP-Arena, in der mit einer stimmungsvollen Kulisse zu rechnen ist.Die Frisch-Auf-Frauen wollen versuchen, den Favoriten so lange wie möglich zu fordern und vor dem danach folgenden Saisonausklang in Barcelona noch einmal Vollgas geben. „Wir können ganz ohne Druck in das Derby rein und wollen ein gutes Spiel zeigen“, sagt Trainer Aleksandar Knezevic. Frisch Auf will im Sinne eines sportlich fairen Wettbewerbs nicht in Ehrfrucht erstarren und sich in die Rolle des Statisten fügen, sondern selber noch einmal Akzente setzen und seine starke Abwehr auf die Platte bringen. Getreu dem Motto „Alles kann, nichts muss“ liegt der Reiz für die Göppingerinnen im scheinbar Aussichtslosen. Denn niemand rechnet ernsthaft damit, dem großen Favoriten, der in dieser Spielzeit nur bei seinem schärfsten Rivalen Thüringer HC verlor, in die Suppe spucken zu können.Das Team von Trainer Martin Albertsen darf sich jedoch keinen Ausrutscher leisten, andernfalls geht die Meisterschaft mit ziemlicher Sicherheit wieder nach Thüringen. Der THC, mit der gleichen Punktausbeute wie der Spitzenreiter, aber mit einer um 30 Tore schlechteren Tordifferenz ausgestattet, lauert nur auf einen Patzer der Enztälerinnen. Allerdings weiß auch THC-Coach Herbert Müller, dass die Chancen geringer Natur sind. Zu klar beherrschte der Primus in den vergangenen Wochen die Szenerie und zeigte keine Schwächen. Zwar bekam die SG auch beim jüngsten Auswärtssieg bei Absteiger Halle-Neustadt nichts geschenkt, dennoch reichte es am Ende zu einem Erfolg mit 13 Toren Unterschied. Zu was sich in einen Rausch spielende Bietigheimerinnen in der Lage sind, musste der Tabellenvierte Buxtehuder SV erfahren, der beim 22:40 seine bis dato höchste Bundesliganiederlage kassierte.Doch Bietigheim ist vor den in dieser Saison besonders auswärts auftrumpfenden Frisch-Auf-Frauen gewarnt. Schon im Pokal-Achtelfinale hielt das Knezevic-Team ausgezeichnet mit, ehe zehn Minuten vor dem Ende die Kräfte schwanden und man 24:30 verlor. Im Hinspiel konnte Frisch Auf nach einer tollen Leistung die erste Hälfte 14:13 für sich entscheiden. Dann jedoch, weiß Knezevic, habe Bietigheim aufgedreht und „seine ganze Klasse gezeigt“. So stand unterm Strich noch ein 33:27-Sieg zu Buche.Mittlerweile steht Albertsen, der Bietigheim noch eine Saison trainieren wird, wieder Nationalspielerin und Abwehrchefin Kim Naidzinavicius zur Verfügung. Die meisten Leistungsträgerinnen wie Regisseurin Karolina Kudlacz-Gloc, Anna Loerper, Angela Malestein, Fie Woller oder Maura Visser haben ihre Verträge verlängert. Wechseln wird die Schwedin Daniela Gustin (Horsens HK). Als Neuzugänge stehen Amelie Berger von Bayer Leverkusen und Maren Nyland Aardahl (Byåsen HE) fest. Und so dürfte auch in der neuen Runde die Meisterschaft nur über Bietigheim führen, das dann auch im internationalen Wettbewerb bestehen möchte. In dieser Spielzeit haben die Albertsen-Schützlinge noch ein zweites Eisen im Feuer und liebäugeln mit dem Double. Denn kommendes Wochenende soll der künftige Meister dann auch noch den Pokaltriumph beim Olymp-Final-Four-Turnier um den DHB-Pokal holen und auch dort den Rivalen Thüringer HC ausstechen.